Dan Grahams begehbare Skulptur «Sine Wave / Zig Zag» aus den Jahren 2007 / 2008 besteht aus Spiegelwänden, in denen der Betrachter seine Umgebung sowohl als Reflexion wie auch in der Durchsicht erfährt. Durch das Zweiwegspiegelglas entstehen zudem fast private Räume. Das Werk, das 2008 als Depositum der Walter A. Bechtler-Stiftung ins Kunsthaus Zürich kam, ist mit der Eröffnung des Chipperfield-Baus 2021 zum festen Bestandteil der Aussenskulpturen um das Kunsthaus Zürich geworden. Zwar ist das Werk vom Künstler bereits für den Aussenraum konzipiert, aber zunächst nur im Innenbereich gezeigt worden. Wie sehr sich ein solcher Pavillon mit seiner Verschiebung in den öffentlichen Raum verändert und dabei in Dialog mit seiner Umgebung tritt, zeigt sich auf der Nordostseite des Baus: Hier kann das inzwischen fest installierte Werk und seine Umgebung in Zusammenspiel mit Rämistrasse, Garten der Kunst und Chipperfield-Bau erfahren werden.
Die Planung dieser aussergewöhnlichen Präsentation begann bereits 2014 und hatte zunächst die Klärung etlicher Fragen zum Aufstellort und zu nötigen strukturellen Veränderungen am Werk zum Inhalt. Ab Ende 2019 konnte die Planung vorangetrieben werden, diese involvierte neben diversen Abteilungen des Kunsthaus Zürich die Beratungsfirma Brandenberger+Ruosch AG, Kolb Landschaftsarchitektur GmbH, Möbel-Transport AG und die Stimpfig Stahl- und Metallbau Stuttgart GmbH.
Planung und Vorarbeiten im 2020
Durch den Landschaftsarchitekten in der Planung zu berücksichtigen waren die Besonderheiten des Standorts, der Umgebung und des Untergrunds sowie mögliche Windlasten oder andere extreme Wettereinflüsse. Die Fläche von knapp 26 Quadratmetern musste in Gefälle und Gelände so angepasst werden, dass die mehrere Tonnen schwere Skulptur über ihren Stahlrahmen sicher im Fundament verankert sein würde. Im Gegensatz dazu kümmerte sich die Restaurierungsabteilung um alle das Werk betreffenden Entscheide, so auch um nötige Adaptionen am Werk, wie Produktion und Montage der Metallkonstruktion zur Verankerung im Fundament, um die nötigen Transporte und Organisation der Vormontage sowie um die endgültige Installation. Die Arbeiten am Pavillon wurden mit dem Produzenten des Werks, Stimpfig Stahl- und Metallbau diskutiert und von diesem auch umgesetzt: Die überaus fachkundige Firma kann auf die jahrelange Erfahrung in der Produktion und Installation von Dan Grahams Metall- und Glasskulpturen zurückgreifen. Für das Kunsthaus Zürich setzte sie den Umbau des Stahlrahmens für die Distanzmontage inklusive der Produktion der Edelstahl-Aufständerung und der Umarbeitung der vorhandenen Verbindungslaschen um; natürlich ohne das Werk sichtbar zu verändern. Die Anpassungen sind zudem reversibel, so dass sie jederzeit wieder vom Werk entfernt werden können, sollte es eines Tages zurück in den Innenraum ziehen.
In der ersten Jahreshälfte 2020 wurde auch das Streifenfundament mit 60 cm Tiefe erstellt. Die provisorische Vormontage des Kunstwerks darauf und die Prüfung von Position und Stabilität war zwangsläufig vor der abschliessenden Asphaltierung notwendig, da die Aufständerungen nach Eintrag des Bodenbelags mehr oder weniger im Asphalt verschwinden. Fehler in der Berechnung und Ausführung hätten die Installation unmöglich gemacht. So wurde das Werk, bestehend aus Rahmenkonstruktion, Gläsern und Lochblechplatten, im Juni 2020 einmal komplett auf die im Fundament verdübelten neuen Aufständerungen montiert. Die Metallbaufirma schaffte alle diese Schritte samt der Demontage in der schwindelerregenden Zeit von nur einem Tag.
In drei Tagen installiert
Trotz minutiöser Planung musste der ursprüngliche Aufbautermin Anfang 2021 verschoben werden, waren die Temperaturen, die nachts fünf Grad unterschritten, für die Installation zu tief. So war das Problem einerseits, dass das Silikon, das für die Verfugung der Gläser mit dem Metall aufgebracht werden muss, bei so tiefen Temperaturen nicht abbinden kann und weich bleibt. Zudem ist es auch nicht ratsam, Metall bei so niedrigen Temperaturen zu montieren, da sich das Material bei Erwärmung ausdehnt und dann Spannung erzeugt.
Nicht allzu viel später entspannten sich aber die Temperaturen und es war so weit: Mit Hilfe interner und externer Art Handler und einer Glasbaufirma für das Einbringen der Silikonfugen war das Werk nach drei Tagen erfolgreich und sicher installiert. Eine Videokamera wacht nun über «Sine Wave / Zig Zag». Die regelmässige Kontrolle und Reinigung wird aber nach wie vor von echtem Kunsthaus-Personal durchgeführt. Alle neuen Erkenntnisse, Aufbaudokumentationen und Pflegeanleitungen sowie die korrekte Aufnahme des mehrteiligen Werks in unserer Museumsdatenbank waren ebenfalls Teil dieses Projekts.
Die engmaschige Begleitung eines Werks bei der Neupräsentation, der technischen Umrüstung oder der Installation gehört heute ganz selbstverständlich zu den vielen Aufgabenfeldern musealer Restauratoren. Eine solche restauratorische Betreuung setzt jeweils eine sorgfältige Werkanalyse voraus, die dabei hilft, die Integrität und Unversehrtheit des Werkes zu wahren, wobei die Reversibilität der vorgenommenen Massnahmen sowie die akkurate Dokumentation wichtige Bestandteile sind.